Gefälschte Videos in sozialen Netzwerken – Eine Gefahr für die Demokratie

Immer wieder tauchen in sozialen Netzwerken gefälschte Videos auf, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt wurden und sich als echte Nachrichtenbeiträge ausgeben. Besonders auffällig ist dies im Vorfeld der Bundestagswahl, wo solche Fake-Videos gezielt politischen Einfluss ausüben wollen. Ein aktuelles Beispiel zeigt ein gefälschtes Video, das einen Beitrag der tagesschau simuliert und behauptet, die AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel sei zur neuen Bundeskanzlerin ernannt worden. Diese manipulierte Darstellung ist nicht nur irreführend, sondern weckt auch Bedenken hinsichtlich ihrer potenziellen Auswirkungen auf die öffentliche Meinung.

Das besagte Video beginnt mit einer echten Einführung der tagesschau, in der die Moderatorin Susanne Holst ein Bild des Stabsmusikkorps der Bundeswehr vor dem Bundeskanzleramt zeigt. Während des Beitrags wird der bekannte Song ‘L’amour toujours’ von Gigi D’Agostino gespielt, der in rechten Kreisen mit rassistischen Parolen in Verbindung gebracht wird. Obwohl im Video das Stabsmusikkorps authentisch dargestellt wird, handelt es sich um eine bewusste Fälschung. Marcus Bornheim, Chefredakteur von ARD-aktuell, macht deutlich, dass es sich bei diesem Video nicht um einen echten Beitrag der tagesschau handelt.

Simone Rafael, Sprecherin des Centers für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS), erklärt, dass solche Videos als „self fulfilling prophecy“ angesehen werden können, also als sich selbst erfüllende Prophezeiungen. Sie erzeugen den Eindruck, dass ein gewünschter Zustand bereits Realität ist, wodurch die Zuschauer beeinflusst werden könnten. Dies geschieht in der Hoffnung, dass die Vorstellung von Weidel als Bundeskanzlerin zur tatsächlichen Wahnvorstellung wird. Besonders besorgniserregend ist, dass solche manipulierten Videos häufig in Unterstützerkreisen der AfD verbreitet werden und dort als „Humor“ darstellt werden, während es oft nicht als solche gekennzeichnet ist.

Mit der steigenden Qualität von gefälschten Videos und den kreativen Möglichkeiten der KI wird es für den Zuschauer zunehmend schwieriger, echte von falschen Inhalten zu unterscheiden. Christoph Maerz, Leiter des Kompetenzzentrums für generative KI am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, hebt hervor, dass diese fälschungstechnologischen Fortschritte eine massive Gefahr für die Demokratie darstellen. Fälschungen können das Vertrauen in seriöse Medien untergraben und Desinformationskampagnen verstärken, was das demokratische System destabilisieren könnte.

Es ist besonders alarmierend, dass falsche Inhalte nicht nur in politischen Kontexten verwendet werden. In der Vergangenheit gab es auch Fehltritte, bei denen gefälschte tagesschau-Audios darin vorgaben, sich für angebliche Lügen in der Berichterstattung zu entschuldigen. Ebenso gibt es Betrugsversuche, bei denen bekannte Persönlichkeiten in gefälschten Videos Werbung für dubiose Finanzprodukte machen. Solche Taktiken nutzen die Glaubwürdigkeit berühmter Nachrichtensprecher, um betrügerischen Inhalten mehr Gewicht zu verleihen.

Trotz der zunehmenden Apparate zur Erkennung von Deepfakes ist es für die Öffentlichkeit eine Herausforderung, diese Fälschungen schnell und zuverlässig zu identifizieren. Maerz betont, dass mit der rapide fortschreitenden Technologie der KI auch die Fähigkeit, gefälschte Inhalte zu produzieren, exponentiell zugenommen hat. Dies stellt nicht nur Medien, sondern insbesondere der Demokratie eine ernsthafte Bedrohung dar. Umso wichtiger ist es, kritisch mit Informationen umzugehen und die Quelle von Inhalten gründlich zu prüfen, bevor man sie teilt. Denn in einer Zeit, in der Fake News weit verbreitet sind, ist Aufklärung und Skepsis der Schlüssel, um das Vertrauen in unsere Medien und die Demokratie zu bewahren.